Test Notensatzprogramme

In diesem Bereich möchte ich einigen Notensatzprogrammen etwas näher auf den Zahn fühlen. Erster Kandidat ist Forte, in Kürze soll Capella folgen, und weitere, soweit es meine Zeit erlaubt.

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So wurde getestet

Der erste Schritt ist das Sichten des Lieferumfangs: Was ist dabei, was bietet das Handbuch, welche Betriebssysteme werden unterstützt und welche Hardware-Anforderungen hat das Programm lauf Herstellerangabe?
Getestet habe ich nur unter Windows XP Home; derzeit ja das am meisten verbreitete Betriebssystem. Wenn der Hersteller angibt, dass andere Betriebssysteme unterstützt, so wird das nur erwähnt, aber der Test könnte bei diesen natürlich ganz anders aussehen. Mit einem 2-GHz-Prozessor und 1 GB Hauptspeicher ist der Testrechner auch einigermaßen ordentlich ausgestattet, so dass eventuelle Performanceprobleme sicher nicht an der Hardware liegen.

Anschließend erfolgt der Test der Installation: Wie einfach ist sie, wie wird das Programm lizenziert?

Als nächstes habe ich versucht, einen Gesamteindruck des Programms zu bekommen: Wie sieht die Oberfläche aus, wie ist die Bedienphilosophie, gibt es einen Lernmodus oder Beispiele, mit denen gearbeitet werden kann?

Der möglicherweise wichtigste Teil ist der Test der Noteneingabe. Geprüft wird hier, wie einfach es ist, Noten einzugeben und zu formatieren. Welche Eingabemodi (Tastatur, Maus, „Mäuseklavier“, MIDI-Keyboard) bietet das Programm? Gibt es Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der Stimmen und Zeilen? Wie sieht der Umfang der musikalischen Symbole (Notenwerte, Balken, Bindebögen, Schlüssel, Sonderzeichen, Vorschlagnoten, Verzierungen) aus? Wie werden Liedtexte eingegeben? Gibt es spezielle Erweiterungen, wie Akkordsymbole oder Grifftabellen für Gitarre?
Die Eingabe ist eine Sache, aber in aller Regel muss man seine Eingaben noch mehr oder weniger korrigieren: Wie sieht es aus mit dem Verschieben von Noten in der Zeit und in der Tonhöhe; Änderung der Tonlänge? Kann ein Stück als Ganzes transponiert werden? Können Noten mit Copy/Paste an eine andere Stelle kopiert werden?

Ein weiterer Aspekt ist die Interoperabilität des Programms: Welche Dateiformate (nativ oder Import/Export) kennt es? Wird MusicXML unterstützt? Wie sieht es mit der MIDI-Unterstützung aus? Ist es möglich, mit OLE das Programm selbst oder andere Programme einzubetten? Gibt es die Möglichkeit eines Grafik-Exports?

Die Qualität der Druckausgabe ist, je nach Anwendungszweck, wichtig bis sehr wichtig. Schließlich möchte man ja sein Werk irgendwann auf Papier sehen. Getestet wurde hier zum einen der direkte Druck auf einen Windows-kompatiblen Drucker (verwendet wurde ein HP Deskjet), zum andern die Konversion nach PDF mittels cutePDF. (Sollte ein Programm einen direkten PDF-Export haben, wurde statt cutePDF dieser benutzt.) Bewertet wurde die allgemeine Qualität des Notenbildes, die Auflösung, der Randausgleich, die Qualität der Beschriftungen, usw.

Zum Schluss musste das Programm anhand dreier Beispiele zeigen, was es kann:

  • Das einstimmige Volkslied „Kein schöner Land“: So einfach dieses Volkslied scheint, hat es doch eine Reihe von Komplikationen: Der Auftakt am Anfang, mehrere Taktwechsel, eine doppelte Wiederholung mit Variation, und nicht zuletzt Liedtexte, Überschrift und Quellenangabe. Außerdem gewünscht: Akkordsymbole zur Gitarrenbegleitung.
  • Eine Courante von Buxtehude für Klavier. Hier musste das Programm zeigen, wie gut es mit polyphoner Melodieführung und mit einem zweiteiligen System (linke und rechte Hand) zurecht kommt.
  • Die ersten 137 Takte des Weihnachtsoratoriums („Jauchzet, frohlocket“) als Beispiel für eine große Orchesterpartitur mit zahlreichen Besonderheitem beim Notensatz. Es wurde versucht, sich hier so gut wie möglich an den Bachschen Originaltext zu halten.

Wie sind die Ergebnisse zu bewerten?

Kommt drauf an. Auf eine Benotung habe ich absichtlich verzichtet, denn je nach Erwartung an das Programm müsste eine solche sehr unterschiedlich ausfallen. Dem Einen kommt es auf leichte Bedienung an, dem Anderen auf großen Funktionsumfang. Einer ärgert sich maßlos über gelegentliche Abstürze, ein Anderer nimmt sie in Kauf, wenn nur der Preis günstig ist. Ich habe daher lieber versucht, die Programme so ausführlich zu beschreiben, dass sich jeder selbst ein Bild machen kann.

Die Rezension eines Programms wurde übrigens vor der Veröffentlichung dem Hersteller bzw. Anbieter vorgelegt. Dies nicht, um die Bewertung in deren Sinne zu beeinflussen, sondern nur damit sich kein Fehler einschleicht. Schließlich könnte es ja sein, dass ich eine als fehlend bemängelte Funktion einfach nicht gefunden, oder dass es wichtige Features gibt, die ich übersehen habe. Sollte es Unterschiede in der Auffassung geben, so gebietet es die Fairness, dass der Anbieter auch die Gelegenheit hat, sich dazu zu äußern.

Übrigens freue ich mich auch über Zuschriften von Lesern, die ein hier behandeltes Programm kennen und sich dazu äußern wollen!

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Letzte Änderung: 12.11.2022
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